Ein Bautzener hilft im Wüstensand

Jede Nacht flüchten zahllose Syrier Richtung Jordanien. Das Technische Hilfswerk baut für sie ein Lager – unter schwierigen Bedingungen.

Ist die Grube groß genug? Sebastian Richter misst im Flüchtlingslager Za’Atari an der syrischen Grenze eine Abwassergrube aus. Der Bautzener THW-Mann koordiniert den Einsatz von einheimischen Mitarbeitern. In dem Camp kommen Nacht für Nacht 1 000 neue Flüchtlinge an.

In endloser Reihe ziehen sich die weißen Zelte durch den Sand. Wie mit dem Lineal abgemessen, ist in wenigen Wochen eine riesige Stadt entstanden – mitten in der Wüste. Einer ihrer „Architekten“ ist Sebastian Richter aus Bautzen. Der Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerks (THW) koordiniert in Jordanien den Einsatz von lokalen Mitarbeitern und begleitet seit zwei Wochen die Bautätigkeit. „Derzeit plane ich die Wasserversorgung in den nächsten Abschnitten im Camp“, sagt der Bautzener. Und Wasser ist das A und O – bei Temperaturen von 40 Grad Celsius im Schatten – nur dass es weit und breit keinen Schatten gibt. „Wir arbeiten direkt unter der Sonne auf freiem Feld“, sagt der 31-Jährige.

Lebensnotwendiges Wasser

Nur acht Kilometer entfernt von der syrischen Grenze baut das Technische Hilfswerk im Auftrag der Bundesregierung ein Flüchtlingslager für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Besondere Aufgabe der Männer in Blau ist es, für das Kinderhilfswerk Unicef die Wasserversorgung sicherzustellen. Die vor dem Bürgerkrieg im Nachbarland fliehenden Menschen brauchen Trinkwasser. Duschen und Toiletten sollen funktionieren. Und das dreckige Wasser muss geordnet abfließen, damit keine Seuchen entstehen. Und das ist eine enorme Herausforderung: Denn das Lager Za‘Atari in der Nähe der Stadt Mafraq wird für mehrere 10 000 Flüchtlinge ausgebaut. Schon vergangene Woche waren 3 000 Menschen da. „Jede Nacht kommen etwa Tausend syrische Flüchtlinge hinzu“, sagt Sebastian Richter, der seit dem 27. Juli in Jordanien im Einsatz ist. Von der Alarmierung des Bautzeners bis zu seiner Abfahrt aus der Heimat verging gerade mal eine Stunde. „Die Lage erfordert es.“ Rund 3 000 Kilometer Luftlinie von der Oberlausitz entfernt blieb Sebastian Richter dennoch nicht allein: Vom Ortsverband Bautzen reiste auch Andreas Heinrich in das selbe Camp in Jordanien in den Einsatz. Wer wirkt dort als Projektkoordinator. Außerdem helfen weitere THW-Fachkräfte aus ganz Deutschland in Za‘Atari mit. Sebastian Richter wird nach aktuellen Planungen wohl noch bis Ende August in Jordanien bleiben. Solche Einsätze ist der Betreiber einer Autotuning-Firma allerdings schon gewohnt: Erst vergangenes Jahr arbeitete der 31-Jährige in einem Flüchtlingslager in Pakistan mit – wo er sogar mit Splitterweste und Schutzhelm ausgestattet wurde. In der jordanischen Wüste ist vor allem die große Hitze eine Herausforderung. „Hinzu kommen immer wieder Wüstenstürme, die über das Camp hinwegfegen.“ Trotzdem bleiben die Mitstreiter des THW aber hochmotiviert. „Es ist einfach schön zu sehen, dass man den betroffenen Menschen mit seiner Arbeit wirklich helfen kann.“

(Sächsische Zeitung vom 09.08.2012, Text: Christoph Scharf, Foto: privat)





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